Aus den Arbeitskreisen

Der AK Computernetze könnte eine neue Keimzelle der Chaos-Gruppe werden.

Die Chaos-Gruppe lebte früher davon, daß bei Ideen nicht zuerst nach der Wissenschaftlichkeit, sondern nach dem möglichen Erkenntniswert oder Spaßfaktor gefragt wurde. Für viele war die Wissenschaft nur ein Mittel um die Neugier zu steigern und das Staunen anzuregen. Dabei wurden im Vorbeigehen Themen aus den verschiedensten Wissensgebieten angerissen, und es fand tatsächlich ein interfakultärer Ausgleich statt.

Wissenschaft ist was Wissen schafft! (und nicht nur das was die "Wissenschaft" als Wissenschaft anerkennt).

Ähnlich läuft es bei vielen Mail-Listen und Foren im Internet. Die lockere Ausdrucksweise der Teilnehmer führt zu einer entspannten Atmosphäre in der Ideen völlig frei von Wissenschaftszwängen geboren werden können.

Foren sind verbesserte "Omnibushefte", wie sie bei verschiedenen AKs Tradition hatten.

Damit dabei kein völliger Wildwuchs entsteht, ist allerdings eine Moderation der Foren nötig. Der dabei entstehende Aufwand dürfte dabei etwa dem einer Zeitungsredaktion, wie z.B. der der Chaotischen Nachrichten, entsprechen.

Gibt es überhaupt genug Themen für Chaoten?

Ich denke, daß in vielen Bereichen spannende Themen auf interfakultäre Strukturforscher warten!

Für den AK Computernetze könnten das zum Beispiel folgende Themen sein:

1. Global Brain, entsteht durch die Vernetzung eine neue Qualität von Wissen. Reagiert das Netz wie ein Lebewesen, dessen Organe die Netzbenutzer sind?

2. Experimentelle Psychologie: der Vortrag von Prof. Dr. Dietrich Dörner (1999) zeigte interessante Beispiele von simulierten Lebewesen, deren "Verhalten" nur von wenigen Parametern bestimmt wurden und die dennoch komplexe Ergebnisse lieferten.

3. Virtuelle Personen: Kann ein AK wie eine natürliche Person auftreten?

4. Computer - Evolution: Der Bereich der Memetik dawkinsblackmorememetik eröffnet interessante Fragen, die auch ein neues Licht auf die Entwicklung von Sprache und z.B. von Computerprogrammen werfen. Dabei sind die Vorstellungen der meisten Memetiker und Genetiker sehr linear. Chaos könnte auch hier befruchtend wirken!

5. Der Bereich Chaos, Kunst und Musik ist meiner Ansicht nach ebenfalls nicht ausgereizt, auch hier ist der Computer ein wichtiger Motor.

6. Nicht zuletzt kann der AK ein Modell für vernetztes, lokal unabhängiges Arbeiten sein, wie es zur Zeit anscheinend tausendfach praktiziert wird und in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird. Tele-Arbeit, Tele-Lernen um nur einige Schlagworte zu verwenden. Wer kennt Beispiele? Was gibt es für Probleme? Lassen sich die dabei gewonnenen Erkenntnisse dazu benutzen soziale Strukturen zu analysieren?

Die Faszination von Strukturbildung und Chaos ist noch lange nicht am Ende!

Laßt uns darüber reden, schreiben, mailen, spinnen, dozieren und diskutieren, so wie am Anfang der Chaosgruppe.

Stefan Wladarsch


Literatur:

  1. Das egoistische Gen. Richard Dawkins; Rowohlt TB-V., 1996 (Erstveröffentlichung 1976, ein Klassiker der Biologie) ISBN: 3499196093
  2. Die Macht der MEME. Oder die Evolution von Kultur und Geist. Susan Blackmore; Spektrum Verlag 2000 ISBN: 3827410029
  3. memetik.de
  4. Memetik bei ngfg.com
  5. Memetik bei Heise.de